Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1684.07.01
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster her vatter 0002Dero gnädiges schreiben vom 22ten dis hab mit schuldigstem respect 0003empfangen. Erfreüwet mich von herzen zue vernemmen, das sich 0004ewer Durchlaucht in guettem wohlstandt befinden, darbey sie der 0005almechtige bestendigst erhalten wolle. Wegen Heidelberg 0006werden ewer Durchlaucht alles vom Stratman vernemmen, wan er 0007einmahl zue mihr komt, will ich auch mit ihm 0008daraus reden. Es ist seyder der lezteren zeitung 0009von Wischegrad ganz niks von vnserer armeé kommen, 0010gott gebe balt ein guette zeitung. Darnach werden ihr 0011Mayestät positiue resoluiren, ob vnd wan sie noch auf 0012Wien wollen, wans aber seyen solte, wurde gegen vnser fraw 0013in august sein, welches ich ewer Durchlaucht alsobalt als 0014resoluirt wirt sein vnterdehnigst berichten werde. Weilen ihr 0015Mayestät aber auf aller weis verlangen, ewer Durchlaucht widerumb 0016balt zue sehen, als haben sie mihr gnädigst anbefohlen, 0017ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue überschreiben, das entweder hier oder 0018zue Wien ewer Durchlaucht möchten gegen dise obenente zeit 0019sich zue vns begeben. Was ich hirab vohr ein vnaus-
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0020schprechlige freüdt empfinde, ist mein feder zue schwach zue 0021exprimiren, ewer Durchlaucht werdens durch dero guette zumb besten 0022erachten können, denen mein vnterdehnigste kintlige lieb bekant ist. 0023Iezt werde schon alle dag bis dahin zehlen, das ewer Durchlaucht vnterdehnigst 0024bedienen werde können. Das ewer Durchlaucht so einen guetten schpaß 0025bey dero raigerbeis gehabt haben freüt mich. Iezt werden 0026mihr hir die könftige wochen die hirschfeist anfangen. 0027Das bruder Fridrich die blattern, ist mihr woll leidt, will 0028iah nit hoffen, das einige gefahr darbey sein wirt. 0029Meine schwestern vnd bruder Philipp, förchte ich, möchtens 0030auch bekommen, dan bey vns allezeit, wans bei einem 0031angefangen, weiter kommen, gott geb sein gnad, das 0032ers wohl überstehn möge. Schlise hierbey ein schreiben 0033von Pater Hippolito, welcher wirt ein reisel in Tirol 0034duen, aber gegen ent dis monats oder anfangs des 0035könftigen widerumb hier sein. Er ist woll ein lieber man, 0036hatt hatt auch ein große freüdt, das er die hoffnung, 0037ewer Durchlaucht balt zue sehn. Es hatt mihr der Fürst 0038von Dietrichstein gesacht, er hab vernommen als wan 0039ewer Durchlaucht einen schprachmeister verlangeten, so wehre einer 0040hir, gahr ein feiner mensch, der guett franzosisch, wälsch, schpanisch
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0041vnd lateinisch redet. Er kendt ihn, sagt er sey gahr dugentlich, 0042hatt kein weib vnd wurd sich mit hundert taler vnd 0043die taffel vergnüegen laßen. Ich hab aber gehört, es sey 0044mein gewester schprachmeister widerumb in ewer Durchlaucht dienst, 0045also erwarte, was ewer Durchlaucht hirin mihr gnädigst befehlen 0046wollen. Die hollender haben gezeigt, das sie seint, was 0047sie allezeit geweßen, gott verzeie es ihnen, der wolle 0048alles zum besten schiken nach seinem willen. Due mich 0049hiermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, als die ich 0050sterben werde 0051ewer Durchlaucht 0052vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0053EMT 0054Linz den 1 julij 1684