Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Prag am 1680.03.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Es ist mihr von herzen leidt gewesen zue vernemmen, 0003das sich ewer Durchlaucht nit wohl auf befunden haben. 0004Dem almechtigen sey ewig dankh gesagt, das 0005es widerumb beßer, derselbe wolle ewer Durchlaucht 0006lange zeit darbey bestendigst erhalten. Ich hoffe 0007doch, iezt werde schon alles ganz guett sein. 0008Hier geht es mit der krankheit nit gahr 0009guett, förchte wohl, es werde vnser bleibens nit 0010lang sein. Kan auch nit verbey gehn, ewer Durchlaucht 0011vnterdehnigst zue klagen, wie das der almechtige gott mich 0012meines beichtuatters gestren beraubet, welches mihr 0013wohl vnauschprechlich schmerzlich ist, dan ich 0014förchte wohl, das ich mein lebtag keinen Pater Danner 0015mehr bekomme, der mihr in allem solliche satis- 0016faction wirt geben. Bitte ewer Durchlaucht auch vnterdehnigst, 0017sie wollen seiner sehlen eingedenkh sein, wie wohl 0018ich vermein, er hab es nit vonöten, vndt halt ich
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0019ihn wohl vohr heilig. Ich bin wohl gahr bedrüebt 0020vmb ihn. Heündt seindt mihr auf einem fuks 0021brellen gewesen, so ist die zeit kurz. Mein herr brueder 0022hatt mit dem Fürsten gebrelt, ist ihm aber vill zue 0023starkh gewesen. Es ist mihr wohl leidt, das schon so balt 0024müeßen wider voneinander vndt wirt wohl hart 0025her gehn. Die ministris haben zue besuechen ist die 0026zeit zimlich kurz gewesen, so hab vermeindt, 0027er könn sich wohl mit der kürze der selben excusiren 0028vndt nuhr zue dennen gehn, welche ihn laden, 0029damit, wan er ein oder andren hette nit visitiren 0030können, so hätte es nuhr verschmach geben. Es haben 0031ihn etlige geladen, bey dennen ist er auch gewesen, 0032vndt wie ich von ihme vernime mit großer 0033ciuilitet tractirt worden. Ich due mich hiermit 0034in ewer Durchlaucht gnade befehlen vndt sterb 0035ewer Durchlaucht 0036ganzergebenste trewgehorsamst 0037dochter 0038EMT 0039Prag den 30 merz 1680
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0040Postscriptum Ich bin vergeßen, ewer Durchlaucht zue berichten, wie das 0041ich hier höre, als wan der Markgrau Louis von Baden 0042solte eine intention vohr eine meiner schwestern haben, 0043welche ewer Durchlaucht ihme geben wolten aus den beyden elteren . 0044Iezt förchte ich, weil er hier ist, er möchte fileicht 0045gegen mich etwas sondiren laßen, so hab ich hiermit ewer Durchlaucht 0046vnterdehnigst vmb dero befehl bitten wollen, wie ich mich 0047in sollichem fall zue verhalten hätte, wan er mich 0048bitten ließe, das ich bey ewer Durchlaucht dieses sondiren solte, 0049welchem ich gehorsamist erwarte. 0050Es hatt mihr der Hamilton ewer Durchlaucht intention wegen des regime - 0051ments weitleüfich erklärt. Ewer Durchlaucht können leicht erachten, 0052das ich kein größere contento haben kan, als ewer Durchlaucht 0053intentiones zue secondiren, aber eben der eifer zue ewer 0054Durchlaucht dienst erküenet mich, ewer Durchlaucht meine einfaltige 0055meinung vnmasgeblich zue berichten. Vors erste förchte 0056ich, wan mihr vns gleich darumb bemühen, werden mihr 0057bey dieser zeit wehnig richten, in deme iezt würklich 0058keines lehr ist vndt auch etlige reformirt seint worden. 0059Andertens, förchte ich, möchten die maleuoli sagen, 0060ewer Durchlaucht vndt ich beklageten allezeit, das ihr Mayestät mit
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0061officiren versehen, welche den krieg nit verstehn, 0062vndt iezt wolten mihr ein regiment haben vohr 0063mein herrn bruder, welcher nie in felt gewesen. 3ti insonder- 0064heit iezt bey seiner anwesenheit absonderlich 0065hab ich vermeint, soll man niks daruohn 0066sagen, sonst wurden die bösen leutt gleich 0067schreien, wehr von v meinen brüedern her keme, 0068hätten allezeit pretentiones. Ich erwart ewer Durchlaucht 0069befehl vndt ist ganz gewis, das iezt hart wirt 0070her gehn. Auf dies leztere bitt vnterdehnig, 0071mihr durch Pater Isidorus oder gahr nit zue ant- 0072worten.