Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg an Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg, Düsseldorf am 1693.07.01
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Geheimes Hausarchiv, Korrespondenzakten 1147
AbschriftSchreiber
Freut sich, dass EMT wieder wohlauf ist und dankt für die Nachfrage nach seiner eigenen Gesundheit. – Bedauert, dass die Mutter nicht länger in Wien bleiben möchte; sobald es in Düsseldorf wieder sicherer ist, wird JW versuchen, sie zu überreden, dauerhaft bei ihm zu bleiben. – EMT kann aus den Beilagen ersehen, was die Mutter JW mit gestrigem Kurier in der „bewussten Materie“ geschrieben hat, und auch, was er ihr antwortet und was für prophetisches ungereimtes Zeug sein Bruder, der Bischof von Augsburg, JW in dieser Angelegenheit geschrieben hat; bittet EMT, ihm einen Ausweg aus seinem Dilemma zu eröffnen, denn er will weder den Dr. (Doktor Schweizer) freilassen noch den Fluch und die Ungnade der Mutter auf sich ziehen. – Falls als Braut für den römisch-deutschen König Joseph I. keine deutsche oder italienische katholische Prinzessin zu finden sein sollte, wäre die Verbindung mit Schweden am vorteilhaftesten, da dabei eine Stärkung der (Augsburger) Allianz , mehr militärische Unterstützung gegen Frankreich und vielleicht auch ein örtlich begrenztes katholisches exercitium publicum in Schweden zu hoffen sei. EMTs Bedenken über eine möglicherweise unechte Konversion der Prinzessin teilt JW nicht, da sie bereits in jungen Jahren bekehrt würde. – Wenn JW die Kurwürde Hannovers anerkennen würde, ohne dass er und die beiden anderen zurückgesetzten Kurfürsten vorher einen Ausgleich erhalten, würde er alle Glaubwürdigkeit bei den opponierenden Kurfürsten und Fürsten verlieren. Hannover müsste dann etwa bezüglich der böhmischen Kurstimme keine Rücksicht mehr auf den Kaiser nehmen; überhaupt wären große Nachteile für die katholische Sache zu befürchten. – JWs Frage bezüglich einer möglichen Neutralität seiner verbleibenden Lande bezog sich nur auf den Fall, dass Bonn, Köln, Jülich und Düsseldorf von den Truppen des Dauphin überrannt würden, was angesichts der fehlenden militärischen Unterstützung leicht passieren könnte. Nachdem die Kurpfalz schon für Kaiser und Reich geopfert wurde, würde ihn dann nur noch die Neutralität davor bewahren, alles zu verlieren und als Bettler zu enden. Auch im Sinne seiner Frau und seiner Nachfolger ist JW entschlossen, in Pfalz-Neuburg zu bleiben, dessen Untertanen ihm seit seiner Kindheit so treu den Lebensunterhalt gestellt haben.