Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1683.01.07
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr die gnädigste 0003anwüntschung zue diesen heiligen zeiten. Bin 0004so viller gnaden nit werdt. Wan ich nuhr ewer Durchlaucht 0005meinem verlangen nach bedienen könte, wehre mein 0006gröste freüdt. Bitt vnterdehnigst vmb vergebung, 0007das bey vohriger post mein schuldichkeit nit 0008hab abgelegt. Mues eben heündt widerumb 0009vmb gnädigste nachsehung bitten, die Kaiserin wirt gleich 0010kommen. Es wirt wie ein comediel sein, 0011also förcht, werd heündt gahr nit ihr Durchlaucht, 0012meiner geliebsten fraw mutter, schreiben können, bitt mich gehorsamst zu 0013entschuldigen. Was ewer Durchlaucht in der portu- 0014gesischen sach gnädigst melden, gebe gott, das glükhlich 0015möge abgehn, wie ich verhoffe. Den brief an 0016den Cardinal haben mihr ihr Mayestät gnädigst befohlen 0017durch den Schellerer ihme zue schiken vnd damit
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0018damit es nit auseh, als wan es nuhr so 0019glatt hin ihme geschikt werde, dem Schellerer 0020von diser sach apertur zue geben, damit 0021er auch beynebens müntlich ime ein 0022dankh compliment möge ablegen, welches ich 0023auch gedahn. Den schpanischen Botschaffter an- 0024langent, so wahren seine offerta nuhr 0025auf das priorat, so mihr alzeit vohr ihn 0026verlangt, dan von disem weis er bis dato 0027noch niks. Also werd ich den brif nit 0028schiken, ihr Mayestät werden es ihme aber erster 0029dagen selber sagen, vnd wie ich ganz nit 0030zweifle, das er sich auch in diser sach 0031gahr geneicht, wie in allen andern, zeigen 0032wirt, so werde es ewer Durchlaucht vnterdehnigst berichten, 0033vnd könte alsdan ein solliches dankbrifel 0034ahn ihn abgelaßen werden. Die Kaiserin hatt 0035gestren ihr Mayestät gesacht, das sie zeitung hab,
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0036das der heirat mit Portugal vnd Sauoia 0037gans aus sey, vnd weilen ihr Mayestät besorgen, 0038sie möchte sich in disem vall etwan 0039vohr Parma impegniren, also haben ihr Mayestät 0040resoluirt, ihr dero intention wegen meines 0041bruedern zue sagen, damit sie, ihr Mayestät 0042intention wißent, niks andres interpoeniren 0043könte. Ewer Durchlaucht werden schon alles mehr 0044vohn ihr Mayestät vernemmen, wie auch 0045wegen des Schwarzenberg . Mit Presslaw 0046ist iezt gahr meines erachtens nit 0047rahtsam, mit den bewusten brifen her- 0048führ zue kommen, damit mihr nit in dem 0049portugesischen negotio den Cardinal verlihrn möchte. Das 0050Vlmitz die sach zu Rohm richten wirt, hab 0051ich kein hoffnung, also förchte ich, das kein 0052ander mitle, als auf die newe wahl 0053zue gedenken. Ihr Mayestät werden gewis 0054allen fleis anwenden, die gemüter bey
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0055zeiten zu gewinnen. Auch hab ich ewer 0056Durchlaucht in vnterdehnigstem vertrawen nit bergen wollen, 0057das der Viniancour hier ewer Durchlaucht nit 0058möchte gutte dinst duen, wehre guett, 0059das man den menschen hier wekh brecht, 0060dan er sachen sagt, welche ewer Durchlaucht male- 0061voli möchte occasion geben, ewer Durchlaucht vbel 0062nachzuereden. Er hatt zwahr bis dahto 0063gegen niemant niks gemeld, auser hatt 0064es mihr durch den Schellerer sagen laßen, 0065ich förcht aber, bleibt der mensch lenger 0066hir, so möcht es andren sagen. Mit 0067nechstem ein mehres, die Kaiserin kommt. 0068Befehl mich vnterdehnigst vnd sterb 0069ewer Durchlaucht 0070vnterdehnigste gehorsame dochter 0071EMT 0072Wien den 7ten jenner 1683