Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Ödenburg / Sopron am 1681.11.19

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8

Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Zue dem heüntigen freüdendreichen fest der heiligen Elisabeth due 0003ich ewer Durchlaucht auch vnterdehnigst grattuliren, der almechtige verleye 0004ihr Durchlaucht beyden dißes, noch vnzahlbahre iahren mitt freüden 0005zue celebriren. Ich kan aber nit gnuechsammen dankh 0006ewer Durchlaucht vnterdehnigst erstatten vohr die sorchfalt, so sie vohr vnser 0007aller gesundtheit dragen. Ewer Durchlaucht werden schon von ihr Durchlaucht, 0008meiner geliebsten fraw muetter vernommen haben, das meine 0009hoffnung ist zue nichten worden, befindt mich aber 0010iezt wohl auf. Ist mihr woll auch herzlich leidt, das 0011vnser Erzherzogin widerumb vmgeworfen, weil es aber 0012dismahl etwas rechts geweßen, hoffe werd schon merer 0013erfolgen. Der doctor wirt mit nechster post seine 0014meinung berichten mit der Marta . Ich glaub woll auch, 0015das ihr das zwifel vndt knobloch eßen nit woll bekommen 0016kan, ich vermein aber nit, das sie vill daruon ist, sie müest 0017nuhr noch von ihrer fraw muetter haben, welche alle diese sachen 0018stahts eßen duet. Es kan auch woll sein, das die cäße am 0019anfang ihr nit übel daugen möchte, welches auch die 0020Marta nit verwirft. Das die stendt im Reich so guett 0021disponirt, freüdt mich, gott gebe weiters sein gnadt. 0022Ihr Mayestät werden an ihnen woll niks ermanglen laßen. 0023Der Locowiz wirt morgen oder übermorgen hier sein vndt 0024so dan alsobalden auf Mönchen gehen, gott gebe, das er etwas guettes


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0025aus richte. Im lantag arbeiten sie izt fleisich vndt hoffe 0026zue gott, es werde baldt ein guettes endt daraus erfolgen. 0027Ich mein, vnsere vetteren haben die tertiana, einen dag 0028ist allezeit guett, den andren dag schlim, hoffe, der gutte 0029soll der lezte sein, das kein schlimmer mehr drauf 0030erfolge. Wan sie schon in den sachen sich geben, so komt 0031gehling ein krieg vnter ihnen selber aus, das sie etlich 0032dag drüber greinen vndt schreien, bis sie sich vergleichen. 0033Ich bin selber der hoffnung, das wan der lantag gutt 0034abgeht vndt geschloßen wirt, das die rebellen auch werden 0035herüber kommen, welches der almechtige verleien wolle. 0036Auf des Sebesteni sagen zwar ist sich nit vill zue 0037verlaßen, dan er henget den mantel nach dem 0038windt vndt dregt auf beyden axlen, ist ihm nit vill 0039zue trawen. Ich traw auf den man in der blawen deken, 0040vndt ihr Mayestät werden gewiß an ihnen auch niks er- 0041manglen laßen. Das meine herren brueder die reis auf Rohm 0042nuhnmehr schon werden angetretten haben, wüntsche ich ihnen 0043alles glükh vndt segen von gott, zweifle nit, es werde 0044gahr einen guetten effectt bringen vndt der rutscher auf 0045Malta meinem herrn bruder Carl auch gahr nuzlich sein. Ich werdt 0046ihn schon fleisig recommendiren. Ich bin auch versichert, das 0047vnser Königin ihr best wirt duen, aber wie ich höre, wirt die


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0048andre zimlich meister. Daß bruder Allexander kunte nit beßer 0049versorgt sein als bey dem guetten Bischoff, freut mich, wüntsche 0050ihme von herzen alles glükh darzue. Glaub wohl, das 0051es ewer Durchlaucht gahr andt duen wirt, wan so vill brüder 0052auf einmahl vereisen, wirt die freüdt darnach desto 0053größer sein, wan sie widerumb werden glükhlich 0054zueruckh kommen. Es haben mihr auch ihr Mayestät gesagt, 0055das ihnen der Grana eben dießes schreibet wegen des tittuls, 0056so hoffe ich wohl, es möchte gehn, es ist sich aber gleichwohl 0057nit drauf zue verlaßen, dan die menschen seindt iezige 0058zeit gahr enderlich. Wegen des Grau von Ötingen bin ich 0059schon lengst, vndt zwahr ihr Mayestät selbsten vast vohr 0060meiner, eingedenk geweßen. Der Könisekh wirt aber wider 0061beßer, vndt zuedeme ist von dem Cuhrfürst von Mains 0062nit vill zue hoffen, das er ihr Mayestät verlangen erfüllen 0063werde. Dießes in höchstem perse, der Cuhrfürst ist niks 0064nuz, haben vermeindt es guet zue treffen vndt ist 0065übel gerahten, gott woll es zum besten wenden. 0066Von Wien hab ich auch nachricht, das die kinder 0067gottlob wohl auf sein. Der Josephl wart der Keiserin 0068fleisich auf, vndt sie zeigt ihm große lieb. Sie hat


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0069neülich vom Merbel vndt andren vngern ein danz mit 0070sablen halten laßen, dah hatt er ein groß freüdt mit 0071gehabt. Ich will ewer Durchlaucht mit meinen wilden zeilen nit 0072lenger vngelegenheit machen, due mich in dero gnade 0073befehlen, die ich sterben werde 0074ewer Durchlaucht 0075ganzergebenste trew 0076gehorsamste dochter 0077EMT 0078Edenburg den 19 novembris 1681