Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wiener Neustadt am 1681.06.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzaller liebster herr vatter 0002Ich weis nit genuechsamb vohr alle die gnaden, die mihr 0003ewer Durchlaucht in dero gnädigen schreiben vom 18 dis erzeigen, meine 0004schuldigste dankhsagung abzuelegen, in deme sie 0005so wohl zue dem dag der heiligen Madalena als auch zue 0006meines Joseprl geburzdag so vill guette anwüntschung 0007duen wollen. Ich bin wohl so viller gnade nit werden, 0008weis sie auch niemahlen gegen ewer Durchlaucht zuever- 0009dienen. Wüntsche mihr, das meiner schuldichkeit möchte 0010ein genüechen duen, aber mein vndauglichkeit ist 0011so groß, das mich allein auf ewer Durchlaucht große güette 0012verlaße. Es ist mihr wohl leid, das ewer Durchlaucht meinet 0013wegen seindt in sorgen geweßen, weillen meine brif 0014nit ankommen. Ich habe zwahr eine post versaumbt 0015wie ihr Mayestät nit wohl auf wahren, aber die übrigen 0016allezeit geschrieben, mueß nuhr zue schpaht kommen 0017sein, das seindt auf der post ligen blieben. 0018Sage ewer Durchlaucht auch vnterdehnigsten dankh vohr die guette 0019erinnerungen, so sie in dero schreiben duen wollen, 0020an ihr Mayestät wirt gewis niks ermanglen, aber etlige 0021sachen, so nie geweßen vndt wider den stilum vndt 0022dero reputation seindt, laßen sich nit duen verner , wie ich
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0023ich mihr einbilde, dan in dieser frankhforterischen sach 0024bin ich ganz nit informirt, will aber mit ihr Mayestät 0025draus reden. Ich weis woll, das sie an sich niks werden 0026ermanglen laßen, aber es gibt halt überall 0027wunderlige köpf. Vnser vngarischer lantag 0028geht auch noch langsamb her, sie haben noch 0029nit einmahl ihre grauamina gemacht vndt 0030wollen auch niks anderst duen, bis dise eingeben 0031seindt. Gott gebe, das es wohl ab geh, wie ich 0032zue gott hoffen will. Mich erfrewet wohl 0033von herzen, das ewer Durchlaucht sich so wohl auf befinden, 0034der almechtig wolle sie verners erhalten vndt 0035zweifle nit, des Pater Marci segen werde gahr 0036vill darzue helfen. Ich hoffe wohl auch, er 0037werde zue vns kommen. Bitt vnterdehnigst, ewer Durchlaucht 0038wollen im helfen darzue persuadiren, ihr Mayestät 0039vndt ich schreiben ihm beide des wegen, hoffe, 0040er werdt es vns nit abschlagen. Vnser 0041mainerstorfer reis ist gahr wohl abgangen 0042vndt ist gahr herzig alles dorten . Die carmelitter 0043einsidlerei ist so schön, das nit sagen kan, die fest 0044seindt auch gahr herzig geweßen. Ich schike 0045etlige exemplar von der comedi, das andere hab
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0046ihr Durchlaucht fraw mutter bischriben, damit ich ewer Durchlaucht nit 0047gahr zue lang mit meinem vngereimten schreiben 0048aufhalte. Due mich also hiermit ihn ewer Durchlaucht 0049gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werde 0050ewer Durchlaucht 0051ganzergebenste trewgehorsamste 0052dochter 0053EMT 0054Neüstatt den 31 junij 1681