Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1680.08.24
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Mitt großen freüden habe ich ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 000317 dis empfangen, dieweilen ich daraus ersehn, 0004das sich ewer Durchlaucht in so guettem wohlstandt 0005befinden, bey welchem der almechtige sie 0006verners bestendigist erhalten wolle. Es 0007erfrewet mich auch, das zue Augschpurg 0008alles so wohl geht. Bin ihn großen sorgen 0009gestanden, weil der Hoffkanzler zeitung gehabt, 0010ob solte der Papst die dispens abgeschlagen 0011haben, aber weil ewer Durchlaucht niks daruon melden, 0012so vermeine ich, es sey deme nit also. 0013Gott gebe dieser sach einen glükligen 0014ausgang, wie ich es wohl von herzen 0015wüntsche. Das das iagen bey ewer Durchlaucht so wohl ab 0016geht, freüet mich, das sie so ein guetten schpas 0017haben. Gestren haben mihr auch ein guetts iagen gehabt, 001816 hirsch bekommen, deren aber nuhr 2 auf 4 zentner
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0019kommen seint, dan hier im landt ist die art 0020von den hirschen nit so groß wie in Vnterösterich, 0021haben heier noch keine als diese so schwehr gefangen. 0022Gott gebe, das ewer Durchlaucht wundtsch wahr werde, das 0023dieselbe zue Regenschpurg möge bedienen, aber 0024förchte sehr, es werde vohr dismahl niks draus. 0025Ewer Durchlaucht duen gahr ein guettes werkh, das sie 0026bis weilen das guette Bischoffel sueche zu 0027diuertiren. Der arme dauert mich, ich mein, 0028er mueß schon stark abnemmen, dan er ist 0029gahr alt. Hier seint mihr auch alle wohl. 0030Mein kleiner ist iezt in seinem sin gahr 0031groß, es hat ihm der Flori von Hamburg ein 0032klein rößel mit gebracht, das geht hierauf, 0033dah reit er darauf herumb. Das erste mahl 0034hätte er sich gern geförchten vndt nit darauf 0035sizen wollen, wie ich aber darbey wahr, hab ihm 0036niks draus gehn laßen vndt gleichwohl darauf 0037gesezt. Iest ist sein gröste freüdt, wan er
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0038reiten derf. Das ros ist auch darnach ganz from, 0039wie ein hundt. Er hatt iezt auch pauken, die gelten 0040fill, wan er ein wehnig größer wirt, so wirt er schon lernen, 0041recht darauf schlagen. Hab auch ein gnädigen befehl von 0042ewer Durchlaucht empfangen wegen des Welden, will ihn gahr 0043gern ihr Mayestät recomendiren, aber das diese chargi 0044soll geben werden, hab noch niks gehört. Hab doch in 0045allem fall ihn ihr Mayestät recomendirt. Den Humpüsch 0046anbelanget, so seindt schon alle diese reformirte 0047officir resoluirt nacheinander zue accomodiren 0048vohr allen andren, wan es die gelegenheit geben wirt. 0049Hiermit due ich mich in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst 0050befehlen vndt werde sterben 0051ewer Durchlaucht 0052ganzergebenst trewgehorsam-0053ste dochter 0054EMT 0055Linz den 24 august 16800056Sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, das 0057sie den wein wollen schiken, will ihn dort 0058fleisig abholen laßen, ewer Durchlaucht sein gahr zu gnädig, es hätte nit 0059solliche eil gehabt.