Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1679.08.10
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Es erfrewet mich von herzen, aus dero gnädigstem schreiben 0003vom 4 dießes ewer Durchlaucht gueten wohlstant zue 0004vernemmen. Verwundere mich aber wohl höchstens, 0005das ewer Durchlaucht selbige post keine schreiben von 0006mihr empfangen, dah ich doch selbiges mahl 0007an beyde ewer Durchlauchten meine schuldichkeit abgelegt 0008vndt auch g hatt der Schellerer vndt der 0009Fürst selbige post geschrieben. Hoffe, es werde 0010iezunder alles wohl ankommen sein. In denselben 0011habe ich auch die antwort vom Deütschmeister 0012überschikt, welches ich die vohrige post vergeßen 0013wahre vnd bitte disfals meiner nachläßich- 0014keit halber vnterdehnigst vmb vergebung. Die sach 0015aber steht in guetten terminis. Es hatt mihr 0016der Wangen zue verstehn geben, der Deutschmeister 0017verlange in dieser sach von ihr Mayestät ersuechet 0018zue werden, damit er mit mererem nachdrukh
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0019seinem capitel könne proponiren. Ich habe mihr aber 0020gleich eingebilt, es werden pretensiones abgeben, 0021so haben ihr Mayestät solliches gedahn vndt deme 0022Wangen ein creditif laßen geben, das er das 0023begeren von ihr Mayestät diesfals beim Deutschmeister duen 0024solle. So hatt er gestren bei ihr Mayestät vndt mihr 0025die audiens gehabt, recreditif mit gebracht, 0026vndt ist die antwort, das der Deutschmeister sich gelükhlich 0027scheze, ein gelegenheit zue haben, ihr Mayestät seine 0028deuotion zue erweisen. Werde auch alles duen, 0029was ihr Mayestät disfals verlangen, allein habe weilen 0030er vernommen, das wegen mit dem vngerischen gouerno 0031solte eine endrung geschehn, so wurde es gahr 0032übel bey seinen orden scheinen, das er nuhr 0033blos so widerumb heimgewisen vnd man gahr 0034keine dimostration due seiner trewen diensten. Dieses 0035werde veruhrsachen, das auch in der coadiutori 0036er nit sollichen nachdrukh werde haben. Begert also 0037die continuation seiner pension auf sein leben. 0038Ich habe ihr Mayestät vnterdehnigst gebetten, das, 0039weilen mihr wohl bewust, das dieselbe nie keinen 0040trewen diener sconsolato von sich laßen vndt sie 0041Es freüdt mich wohl, das die liebe Erzherzogin widerumb in einer 0042hoffnung ist. Iezt mein ich wohl werde es bleiben, werde aber keinem 0043menschen daruon sagen, auser meinem Kaiser, dem kan ich niks verschweigen.
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0044also ohne dis ihne Deutschmeister consolirt hätten, so solten 0045sie nuhr dießes, was sie sonsten gedan, sagen, das 0046sie es in esquart diese werks gedan hetten, 0047so haben ihr Mayestät nit allein dieses verwilliget, 0048sondern gesacht, sie wolten in der sach duen, was 0049möglich werde sein. Zweifle also nit, das weil 0050der Deutschmeister in wehnig dagen hier her wirt kommen, 0051diese sach balt adiustirt wirt werden. Ich will 0052auch disfals mit dem Hoher reden laßen. Der Deutschmeister 0053offerirt sich, das so balt er hier werde 0054abgefertiget sein, er alsobalt auf Merintheim 0055wolte vndt das capitul beschreiben, alsdan solle 0056der Wangen mein bruder zue Neüburg abholen 0057vndt er zue gleich eingekleit vndt zum coadiu- 0058tor erwehlet werden, welches auf diese weis 0059noch alles diesen herbst wurde volzogen 0060werden. Was ewer Durchlaucht mihr gnädigst anbefohlen wegen 0061Pater Emmerichs will ich gehorsamist nachkommen, 0062hoffe wohl auch, es werde gahr guett vohr 0063vns alle sein, dan er sich gahr eifrig bezeiget. Due mich hiermit ewer Durchlaucht 0064gehorsamst befehlen vndt sterb 0065ewer Durchlaucht 0066ganzergebenste trewgehor- 0067samste dochter 0068EMT 0069Wien den 10 august0070679 0071>Es verlangt mich wohl, das ich vill guetter zeitung von ewer Durchlaucht 0072allerseits wohlstand durch den Pater Isidorus vernemmen werde. Er 0073ist auch wohl ein trewer diener von ewer Durchlaucht vndt vnserm ganzen haus.