Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1679.04.13
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht zeigen mihr gahr zue große gnädichkeit 0003in dero schreiben vom 7 dieses, das ich sollichs niemalen 0004verschulden werde können vndt doch dardurch mich in 0005höchste angsten vndt sorg einer vngenad sezen, daß 0006ich wegen der Marta dero befehl nit nachkommen 0007kan, deren vhrsachen ich ihr Durchlaucht meiner geliebsten fraw 0008mueter aus fürhlich berichte vndt es auch der 0009Doctor duen wirt. Bitte also ewer Durchlaucht vnterdehnig 0010vmb gnädigste vergebung meines vngehorsams 0011vndt kein vngenadt auf mich zue werfen, auch 0012ihr Durchlaucht, mein geliebste fraw muetter, zue disponiren, 0013das sie ihr disfals keine sorgen mache, 0014wie sie dan gewis nuhr ohne einzuge vhrsach 0015wehren. Es ist schon alle anstalt gemacht, 0016das die Marta kömftige wochen wochen von 0017hier abreisen wirt, so kan sie zue anfang 0018may zue Neüburg sein. Der Doctor wirt alsdan
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0019auf der post folgen. Was die coadiutori anlanget, 0020ist mihr selber angst, das der Cuhrfürst 0021im herzen noch guett fürstenbergisch vndt 0022französisch ist. Im überigen werden ihr Mayestät gern 0023cooperiren, damit man die votta vom Cardinal 0024vndt den andren, so ewer Durchlaucht verlangen, herbey 0025bringe, gott gebe, das der Graf von Ötingen 0026was guetts ausrichte. In Schpanien habe ich 0027allezeit geforchten vndt förchte es noch, das man 0028nichts richten wirt wegen der hendel, so der 0029Bischoff von Münster angefangen. Ist mihr 0030wohl herzlich leidt, es werden aber ihr Mayestät, 0031mein gnädigster Kaiser, schon die sachen sehn zue 0032richten, das ewer Durchlaucht darmit zue friden sein 0033werden, daran zweifelt mihr gahr nit. Ich 0034will es ihr Mayestät gehorsamst alles hinterbringen, 0035sie zeigen sich in allem so gnädig, so werden 0036sie in dießem auch soliches nit endern. 0037Es ist mihr nuhr leidt, das der Hoher nit
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0038nit hier, er ist zue Baden wegen seines podagra. 0039Ich mein aber, er werde in ein pahr dagen 0040widerumb kommen. Ewer Durchlaucht sein gehorsamst versichert, 0041das an meinem fleis niks werdt laßen 0042abgehn, die ich sterben werde 0043ewer Durchlaucht 0044ganzergebenste trewgehor- 0045samste dochter 0046EMT 0047Wien den 13 apprill 16790048Wegen der liebe Erzherzogin 0049ist mihr wohl leidt, weis, sie wirt gahr bedrübt 0050sein, hoffe, es soll balt widerumb ersezt 0051werden.