Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, o.O. am 1679-03-?
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
105 r
0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom pasato hab mit großem vergnügen erhalten, 0003in deme ich daraus ewer Durchlaucht guetten wohlstant vndt 0004die continuation dero gnädichkeit gegen mich ersehn. 0005Ist mihr aber von herzen leidt, das die liebe 0006Erzherzogin abermahl mit dem üblen zahnweh 0007geplacht ist, hoffe zue gott, es werde etwas guettes 0008bedeüten. Erfreüet mich auch von herzen, das ihr Durchlaucht, 0009mein geliebste fraw muetter, sich so wohl auf befinden, 0010der almechtige gebe weiters seinen göttligen segen. 0011Was ewer Durchlaucht gnädigst vohrwenden, hinderet niks das 0012nit die Marta vndt der Doctor hinauf können, 0013dan ich mich gottlob wohl befindt vndt hab nit 0014im sin, ihrer so balt von nöten zue haben. Mit 0015der gnad gottes also werdt ich sie balt nach 0016osteren abfertigen, wüntsche nuhr, das sie ewer Durchlaucht 0017bey dieser gelegenheit wohl bedienen mögen, 0018waran ich nit zweifle. Wegen der Niderlanden 0019hab ich es ihr Mayestät vnterdehnigst vohrgebracht, 0020vndt haben selbige sich gahr gnädig darüber bezeigt
105 v
0021vndt das sie auf diesen fall gern darzue helfen 0022wurden. Allein förchten mihr alle, es werde gahr 0023schwehr her gehn, dan es nimmer in der zeit, das 0024vnsere liebe Königin regiret hatt. Der König ist 0025ein kint, vndt vom Don Giouan förchten wir, das 0026nit fill wirt zue hoffen sein. Aber bitt vnter- 0027dehnigst, niks von diesem zue melden, dan es 0028nuhr von mihr ein forcht gedanken, wie wohl der Hoher 0029vndt ihr Mayestät selbsten gesacht, sie förchten, es 0030werde hart her gehn. Was ewer Durchlaucht gnädigst melden, das 0031von hier solte sein ist geschrieben worden vom 0032Schwarzenberg vndt Kinsek, kan ich nit wohl glauben, 0033dan wan sie schon dergeleichen sachen im sin 0034hätten, so wurden sie es niemahlen sagen, dan sie 0035wohl wißen, das ihr Mayestät meines Kaisers intention 0036dießes directe zuewider währe. Es hatt ihr Mayestät 0037auch nit wohl gefallen vndt hat er gesacht, sie möchten 0038wohl wißen, wehr ewer Durchlaucht solliche vnwarheiten 0039berichtete, vndt sey ihm leidt, das ewer Durchlaucht dergleichen 0040sachen so leicht gelauben, aber ich bitt vmb
106 r
0041gottes willen, ewer Durchlaucht nemmen sich dießes niks an, 0042gegen keinen menschen auf der ganzen welt, dan 0043wan ihr Mayestät einmahl das innen wurden, so wurden 0044sie sich niemahlen gegen mich in dergleichen 0045materi herraus laßen, das ich merken kunte, 0046was ihnen angenehm währe oder nit. Es wehre 0047wohl gar guett, wan ewer Durchlaucht kein bedenken 0048hetten, die leüdt zue bennennen, die es geschrieben, 0049vndt wan ewer Durchlaucht ein anders mahl, wenn so wah was 0050fohr komt, sie es mihr durch einen anderen weg 0051schreiben, oder wan sie gern hätten, das es ihr Mayestät 0052wusten, es schreiben, aber sich darbey ahnemmen, 0053als wan sie es nit glaubeten. Ich bitte vnterdeh- 0054nig vmb vergebung, das ich so küen meine 0055vngereimte gedanken schreibe, geschicht gewis aus 0056kintliger affection. Hoffe, ewer Durchlaucht werden mihr es 0057nit in vngenaden nemmen. Ich trawe dannoch 0058niemant als dem Hoher recht, aber mihr haben 0059der leüt von nöthen, müeßen dem henker ein 0060liechtel anzünden. Ewer Durchlaucht glauben gewis, das ihr
106 v
0061Mayestät ihre leütt wohl kennen, aber sie dissimuliren 0062bißweilen selbsten. Bitte nachmahlen vnterdehnig 0063vmb vergebung, das so naret schreib, die Kaiserin 0064komt, so eile mich, das selber nit weis, 0065was ich geschrieben. Wan etwas geschrieben, das 0066vngereimbt, bitt vnterdehnig vmb vergebung.