Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1677.08.08
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Es haben ihr Durchlaucht zwahr wohl die höchste vhrsach, meine nachlasich- 0003keit in ablegung meiner schuldichkeit halber mihr vngnädig zu 0004sein, dero große güettichkeit aber machet mich deßen vergebung 0005hoffen, also das ich mich noch mahlen erküne, vmb selbige 0006zu bitten. Das iagen vndt die comedi zu Heiligen Kreüz hatt 0007mich daran verhindert, welche gewis gahr schön gewesen vndt 0008treflich recitirt worden. Schike hierbey gehorsamb daruon ein 0009büechlein, welches gewis der müeh wert zue leßen vndt 0010ihr Durchlaucht vngezweifelt wohl gefallen wirt. Was ihr Durchlaucht gnädig verlangen 0011wegen der coadiutori wirt alles geschen, der Grau Frobeni 0012wirt balt selber her kommen. Was Konigsekh anlanget 0013kan ich mihr nit einbilden, das, weyl er siet das ihr Mayestät, 0014mein gnädigster Kaiser, solliches so eifrig verlangen, ehr sich werde 0015gelusten laßen, etwas widriges darin zu duen. Daruor wie 0016auch den andren ich ihr Mayestät noch verners vnterdehnig bitten 0017werde, das sie nochmehrer zu schreiben vndt ihrer beßer 0018versichern wollen. Mit der Grävin von Rittberg werde auch ihr Mayestät 0019daruon reden lasen, wie auch ich selbsten ihr solliches eifrigst recomendiren werde. 0020Gott gebe, das in Niderlanden balt etwas guetts operiren 0021mögen, dan die zeit schon zimlich verflieset. Förcht aber, das 0022übele wetter, welches ein dag 2 angefangen, möge continuiren 0023vndt ihnen vngelegenheit machen, zweifle auch nit daran,
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0024wan nuhr die schpanier vndt holländer es eifriger angreifen 0025wolten. Gott gebe sein gnad . Ich befehle mich ihr Durchlaucht 0026gehorsamst vndt werde bestendigst verbleiben 0027ihr Durchlaucht 0028ganz ergebenste trew gehorsamste 0029dochter 0030EMT 0031Wien den 8 august 16770032Postscriptum Heüt wirt die Kaiserin her kommen. 0033Sie hatt vergangen, wie mihr in der Fauorit 0034gewesen, ihr Mayestät dem Kaiser den brief geben, welchen 0035ihr Durchlaucht an sie geschrieben, vndt heütt wirt sie mit 0036ihm daruon reden. Gott geb, das wohl ab geh. Wegen 0037vetter Pfilipp glaub ich wohl, das wohl dienst könte 0038duen. Wie wers, wan ihr Durchlaucht ihn vohrschlügen zum capo 0039vohr die arme, welche jezt zusamen kommen, oder wan 0040ihr Durchlaucht ein andere gelegenheit vohr in wißen, so wollen 0041sie mihr gnädig befehlen, was sie meinen, das darbey 0042zu duen wehre, dan er mich dauert. Wolt ihm gern 0043helfen, weil er es meritirt. Es hatt mihr die