Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1677.05.23
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Es ist mihr herzlich leidt gewesen zu vernemmen aus 0003ihr Durchlaucht, meiner geliebsten fraw muetter, schreiben, das sich 0004dieselbe nit wohl befunden. Gott sey gelobet, das 0005es widerumb beßer, derselbe wolle ihr Durchlaucht 0006verners noch vnzahlbahre vill iahren in guettem 0007wohlstant erhalten, warin allezeit mein höchste 0008glüksehlickeit stehn wirt. Es ist nit längst, so 0009haben sie auf der beys von der schiatica gerett, 0010so hatt der Königsekh gesagt, er habe sie vill 0011iahr gahr starkh gehabt, das er auch oft lang 0012daran zu bett müeßen ligen, so sey ihm gerathen 0013worden, er solle von einem haßen, der im merz 0014gefangen, einen hinteren fueß auf den bloßen leib 0015auf ein seiten henken vndt also bestendig dragen. 0016Das hab er gedan vndt drage den fues noch 0017würklich vndt habe iezt in 20 iahren keine mehr 0018gehabt. Ich wüntsche ihr Durchlaucht von herzen, das ihnen 0019dieses auch helfen möge, dan allezeit dero gesuntheit 0020mihr die höchste freudt veruhrsachet. Mihr seint 0021gesteren von Laxenburg herrein, heüte der hochzeit 0022einer von Rekheim mit einem von Golnitsch in 0023der Fauorite bey ihr Mayestät der Keiserin, bey welcher 0024sie ein hoff damen, beyzu wohnen. Morgen nach 0025mitag werden mihr widerumb hinaus. Iezt ein
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0026dag etlich haben mihr nit hinaus gekönt wegen 0027des üblen wetters. Im übrigen befinden sich ihr Mayestät, 0028mein gnädigster herr, noch wohl. Ich befehle mich in ihr Durchlaucht gnade, 0029die ich sterben werde 0030ihr Durchlaucht 0031ganz ergebenste trewgehorsamste dochter 0032EMT 0033Wien den 23 may 1677