Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg an Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg, Düsseldorf am 20.08.1705
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/7
Erwähnte Briefe: EMT an JW 4.8.1705
Bedauert, dass sich der päpstliche Hof so widerwärtig zeigt. – Der Reichsvizekanzler Graf Schönborn war vor seiner Abreise nach Wien bei JW; empfiehlt ihn EMTs Protektion. – Hat sich, EMTs Rat folgend, mit der Stadt Köln verglichen. – Dr. Brunner begleitet den Pater Tönnemann nach Wolfenbüttel und wird sich über die Gesundheit und Entwicklung der Prinzessin erkundigen. – Da EMT einen Vertrauensmann zusammen mit einem Maler und dem Dr. Hertodt an weitere Höfe schicken möchte, hat JW eine Liste in Frage kommender Prinzessinnen angefertigt. Denkt, dass es weder bei Schweden noch bei Hessen-Kassel Hoffnung auf eine Konversion gibt; die Prinzessin von Hessen-Darmstadt ist wohl bereits mit dem Markgrafen von Ansbach verlobt; die Prinzessin von Sachsen-Meiningen will laut seinem Bruder nicht konvertieren. Rät von den italienischen Prinzessinnen ab, zumal der König (Karl) ihm gegenüber erklärt hat, dass er keine „Welsche“ will. – JW hat nur kraft der ihm von Kaiser Leopold I. erteilten Kommission für die südlichen Niederlande den Grafen Clairmont als seinen Stellvertreter vorgeschlagen und versteht gut, dass der Inhalt des Billets über die niederländische Statthalterschaft, das er vom König (Karl von Spanien) erhalten hat, vorerst geheim bleiben muss. Dass JW in der Vollmacht des Königs für den Grafen Sinzendorf überhaupt nicht erwähnt wurde, entzieht ihm aber praktisch die kaiserliche Kommission wieder und schadet seiner Reputation. Wie man in Luxemburg, dem Hennegau und Brüssel sieht, müssen keineswegs alle Amtsinhaber Spanier sein. Der Graf Weltz verfügt über weniger Kenntnisse zu den Niederlanden als der Graf Clairmont, der Hab und Gut für das Erzhaus geopfert hat und jahrelang in Gefangenschaft war, wofür er nun schlecht belohnt wird. Im Juli hat der König (von Spanien) JW geschrieben, dass er sich ab sofort bezüglich der Niederlande an den Kaiser (Joseph I.) und den Duca di Moles wenden solle. Was JW diesen beiden über den Bischof von Raab geschrieben hat, ist alles wahr; er wird sich aber wie von EMT erlaubt und befohlen in solchen Fällen zukünftig nur noch an sie wenden. – Für die Kommission in Lüttich ist jeder besser als der Nesselrode. – Dass sein Bruder Pfalzgraf Karl (Philipp) den Geist zu seinem Obristhofmeister gemacht hat, war übereilt; JW weiß nicht, warum er den Hamilton nicht will. – Wird sich bemühen, die Freundschaft des Grafen Wratislaw zu suchen, dieser hat aber den Vorschlag des Grafen Wiser abgelehnt, JW über seine Beförderung schriftlich zu informieren. – Leider stimmt es, dass der Bischof von Augsburg (Bruder Alexander Sigismund) damit rechnen muss, aus allen Stiftern ausgeschlossen zu werden, solange er den Schallenberg bei sich hat.
Erwähnte Briefe ab PS (94r): EMT an JW 8.8.1705 (45-7: 177)
Hat seinen Bruder (Franz Ludwig), den Hoch- und Deutschmeister, zu sich eingeladen, sobald er von seiner Kur in Schlangenbad erfahren hat. Hofft, dass sie die Differenzen zum Stift Worms bald beigelegt haben werden. – Da inzwischen sein Bruder (Alexander Sigismund), der Bischof von Augsburg, die Resignation des Kanonikats in Münster schon an EMT geschickt hat, hat es dabei sein Bewenden. – Ist auch unzufrieden mit dem Betragen des Pater della Torre und ganz einverstanden, wenn EMT sich um seine Entfernung aus Wien kümmert. Sendet beiliegend, was er und Kaiser (Joseph I.) sich geschrieben haben. – Die Tinktur, die ihm der Conte Ruggiero mitgegeben hat, schien bestens zu sein, JW hat aber das Feuer zu stark gemacht und sie daher nicht zur (alchemistischen) Multiplikation bringen können.