Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg an Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg, Düsseldorf am 1705.04.02
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/7
KonzeptSchreiber
Erwähnte Briefe: EMT an JW am 08.03.1705
Lässt die verlangten 4.000 Mann Ende des Monats abmarschieren und zweifelt nicht, dass sie ab der Drau von einem kaiserlichen Kommissar weitergeführt werden. – Hätte Grund, über einiges in dem kaiserlichen Kanzlei-Reskript zu stutzen, verlässt sich aber blindlings auf EMT. – Graf Efferen wurde, nachdem er den preußischen König auf die Reichsacht (gegen Kurbayern und Kurköln) angesprochen hatte, zu verstehen gegeben, dass dieser nicht vor Regelung der pfälzischen Religionssache zustimmen wird. – Hat den Abbate Steffani nach Dresden geschickt , um zumindest das sächsische Votum zu erhalten, aber Preußen und Sachsen werden sich in dieser Sache abstimmen. – Bittet EMT um Unterstützung, dass seine Übernahme der Oberpfalz, die ihm ohnehin zusteht, nicht bis zum Friedensschluss verschoben wird. – Die Eheverhandlungen mit Ansbach haben sich zu JWs größtem Bedauern ganz zerschlagen, wie EMT aus beiliegendem Schreiben der Prinzessin an den Grafen Efferen ersehen kann. – Hat wegen des Banco (gemeint ist wohl das später in diesem Jahr gegründete Wiener Stadt-Banco) an den Duca di Moles und den Norbis geschrieben. – Wird seinem Gesandten Graf Wiser seine Gravamina wegen Worms schreiben und schlägt vor, dass sein Bruder (Franz Ludwig), der Hoch- und Deutschmeister, dasselbe tut. Denkt, dass die Streitigkeiten unterblieben wären, wenn der (Philipp Benedikt) Forstmeister gewollt hätte und wenn der wormsische Kanzleidirektor Faber nicht ein so ein Phantast wäre. – Freut sich, dass (der Bruder) Pfalzgraf Karl (Philipp) endlich zum Gouvernement in Tirol gelangt. – Erwartet weiteren Befehl wegen der vakanten Reichsvizekanzlerstelle; missbilligt die Missverständnisse zwischen dem Grafen Sinzendorf und dem Wiser. – Wird EMT umgehend informieren, wenn er von der Fürstin von Arenberg Antwort erhält.
Regest des PS: Ein Juwelier namens Olivier hat JW erzählt, dass er die Prinzessin von Ansbach gut kenne und der Absagebrief ihr möglicherweise vorgeschrieben worden sei, und dass sie vielleicht noch gerettet werden könnte. Die Landgräfin von Hessen-Darmstadt könnte sie zu sich einladen, und die Prinzessin könnte dann unter Vorspiegelung einer Indisposition nach Ems oder Schlangenbad fahren, wohin JW und seine Kurfürstin dann kommen würden; die Landgräfin dürfte davon aber nichts wissen. Hat den Olivier mit Vorbereitungen beauftragt. – Dass der Banco nicht gelingt, liegt am unverantwortlichen Widerstand der österreichischen Landstände und an der Hofkammer. – Der Olivier empfiehlt dem Kaiserhof den Beauvernoir , weil dessen Frau viel zu der Reise der Prinzessin beitragen könnte; er bittet außerdem um einen Gefangenenaustausch seines Verwandten Des Vieux, eines französischen Lieutenants, gegen einen von JWs Offizieren.