Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1696.01.28
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/7
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herz allerlibster herr bruder 0002In dem ich die lezte post aus mangel der zeit 0003nit hab können alles beantworten können, so 0004komme es heündt abzuelegen. Danebens empfange 0005ein schreiben von dero Liebden vom 19ten dis. Bruder Carl betreffendt, 0006so gebs gott, das die erwünschte resolution bald 0007erfolgen möge, wollen gern ein zeit gedulden, wan 0008nuhr der effect erfolgt. Allein kan ich dero Liebden nit 0009bergen, wie das der zellische Resident Stubenfoll hier 0010durch gereist vndt gesacht haben solle, er hab ein 0011brif gesehen von bruder Carl an die Hohenloh, warinnen 0012er ihr schreibt, sie solle nuhr bestendig bleiben,
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0013vndt niks widrigers von ihme glauben, wan sie auch 0014seindt handt solte sehn, soll sie nuhr glauben, das sie 0015nachgemacht oder wenigstens mit gewalt von ihm heraus 0016genette gezwungene schreiben sein. Das wehr ein feins 0017stükel, dero Liebden in vertrawen, der Geist habs gesacht, vndt diser 0018mensch soll in wehnig dagen wider kommen, so werde 0019ihn recht fragen laßen. Der Geist macht sich gewaltig 0020schön, das er gahr kein deil in diesem handel hab, 0021hatt mihr auch dise adress geschikt, woh er meindt, das 0022die brif bederseits bestelt werden. Habs also dero Liebden überschiken 0023wollen, ob sie villeicht könten einige intercipiren. 0024Wegen vetter Pfilipp von Sulsbach hoff ich, sey 0025alles aiustirt vndt due mich deswegen gegen dero Liebden 0026zum schönsten bedanken. Ich hab iezt vill zeit 0027niks von ihm gehört, der arme herr ligt über 0028vndt über im lieben podagra. Dero Liebden haben sonst gahr 0029woll gedahn an dem, was sie dem Pater Wieser geschriben, 0030bezie mich auf mein leztes in disem punct. 0031Wan sie nit die confession
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0032machen wirt, wie es alle rechte ca0033tolische dun, und auch die comunion0034vndt alls, was ich in mein vohrigen gemeld, so kan0035nikst draus werden, wan sie auch0036ein gottin were. Ich hab nit zeit, 0037selbsten selbigen zue schreiben, bitte also, dero Liebden wollens in mein 0038nahmen duen. Des Franzen brif seindt schon gutt, wan 0039er nuhr ein ehrlicher man ist, wie ich glaub vndt hoffen 0040will. In dem fridensnegotium0041haben mihr ihr Mayestät die sachen zue leßen geben, des d' Ar0042court schreiben seindt sehr scharf vndt schpizich, das 0043mich dunkt wehnig hoffnung in disem zu machen 0044sey, doch steht es zue gewarten, gott ist alles möglich. 0045Bitt aber, ins könftig in diser materi die sachen in zifra 0046sezen zue laßen, damit man das secretum desto 0047mehrers versichere. Vnserer gnädigen fraw mutter r 0048eis betreffent ist gutt, wan mans verhindern kan, 0049aber in die leng, förcht ich, werd es sich nit duen 0050laßen. Indeßen ist, ohne zeit zu verliren, darauf an 0051zue dragen oder das der Doktor verheir0052at oder anderwerts versorcht0053werde, vndt kan ich mich nit gedenken, was Tiberius
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0054vor dispositiones in dem0055neapolitanischen mues gemacht 0056haben, das nit könte den Doktor accommodiren. 0057Was dero Liebden schreiben, das der englische Enuoyée sich beklagt, 0058so ist heündt ein conferenz in der sachen gewest vndt 0059wirt gahr balt die resolution erfolgen. Wegen des Sch0060alenbergs vermeinen ihr Mayestät, sey iezt die 0061sach nit zu übereilen vndt werden aber, so balt 0062die sachen wegen bruder Carl vnd des reichsvicekanzlers 0063aiustirt, suechen die sach zu richten. Iezt meinens, 0064seis nit de tempore, können durch den Cuhrfürst 0065von Meins als Metropolitanus vill duen. Den Beneberg 0066hatt er presentirt. Ihr Mayestät haben den Meistetter 0067hin geschikt, dem Cuhrfürsten ein vnd andre conue- 0068nienzen in diser sach wie auch wegen bruder Carl zue 0069remonstriren, müeßen den ausgang erwarten. Wegen 0070des Prinzen Don Gaston, so hab ich dero Liebden schon geschriben, was ich gehört, 0071dan wie könt ich schreiben, das mihr weder directe 0072noch indirecte wolten hinderlich sein, wan eben in 0073dem ihr Mayestät den Landgrauen portiren, iah indirecte 0074dis nit vohr den Prinzen Don Gaston ist, vndt so lang
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0075mein schwegerin nit alsolute vohr den Landgrauen 0076ein negatiue gibt, werden ihr Mayestät ihne allezeit 0077mit allen krefften verschprochener maßen portiren 0078vndt reccomendiren. Dero Liebden troupen anlangendt, 0079bin ich vnglükhsehlich, das dero Liebden sich nit content 0080zeigen mit deme, was ihr Mayestät ihnen offerirt, mit welchs 0081doch ich vermeindt, dero Liebden einen kein geringen dinst er- 0082wißen zue haben, solches zu solictiren, vndt des wegen 0083auch nit wehnig dicentes über mich werde haben 0084müeßen gehn laßen. Also hab nuhr überall den 0085vndankh, werd mich aber ins könftige schon vohrsehen 0086vndt in niks mehr einmischen. Wan dero Liebden mich nuhr nit 0087auch mit des Deütschmeister regiment steken 0088laßen, das es zue rechter zeit fertig vndt an 0089bestimbtes ordt geliuert werde. Mues alles sonst 0090gott befehlen, beklag allein den abgang, den das publicum 0091an disen leüten haben wirt. Wegen der subsidien traue 0092mihr auch nit sehr zu solicitiren, dan möchte 0093woll zur antwort bekommen, wan sie keine dienst 0094duen dem publico, sey es schwer, noch subsidien