Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg an Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg, Düsseldorf am 1693.12.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/6
AbschriftSchreiber
Erwähnte Briefe: EMT an JW, 09.12.1693
Wäre in der „odiosen Materie“ durchaus zufrieden, wenn es beim Status quo bliebe; vielleicht ist aber doch etwas über den Aufenthaltsort des D. (Doktor Schweizer) bekannt geworden. Schlägt vor zu versuchen, diesen zum Eintritt in ein Kloster zu bewegen; er hat bereits vor dem Tod seiner Frau gegenüber Bruder Ludwig Anton erwähnt, darüber nachzudenken. – Wenn kein Wunder geschieht, wird Lüttich im Frühjahr von den Franzosen erobert, und da weder der Kaiser noch die Alliierten sich auf den bevorstehenden Ansturm vorbereiten, wird auch bei den Friedensverhandlungen kein Grund für Frankreich bestehen, auf das Bistum wieder zu verzichten. Hält es nach wie vor für unwahrscheinlich, dass Bruder Franz Ludwig oder Bruder Ludwig Anton dort zum Bischof gewählt würden, wogegen der Mean von seinen Anhängern stark unterstützt wird und auch den Niederlanden lieber wäre. Hat aus sicherer Quelle, dass der Erzbischof von Köln den bayerischen Kurfürsten gebeten hat, ihn in Lüttich gegen Pfalz-Neuburg zu unterstützen. Wenn der Kaiser es aber trotzdem versuchen möchte, ist Eile geboten und es sollte Eckh statt des als intrigant bekannten Imbsen geschickt werden. – Bittet, dass Bruder Franz Ludwig deshalb nicht auf das Bistum Olmütz verzichten muss; garantiert, dass dieser sein Angebot, (später zu Gunsten des Herzogs von Lothringen zurückzutreten) einhalten wird. – Würde den Vogt gern unterbringen, wenn es eine Gelegenheit gäbe; leider arbeitet Bruder Karl (Philipp) nicht gern, und das hält auch die Bedienten davon ab sich anzustrengen. – Eine Heirat des römisch-deutschen Königs Joseph I. mit der schwedischen Prinzessin würde sehr dem gemeinen Interesse dienen, während die savoyische noch sehr lange nicht alt genug sein wird und Savoyen derzeit ohnehin kaum die Seiten wechseln kann. – Es liegt in EMTs Interesse, dass der nächste Hofkanzler von ihr abhängig ist, aus Gründen, die sein Obristkämmerer ihr vortragen wird. Sieht EMT und den Kaiser als eine Person an, und die Entscheidung liegt bei ihnen beiden. – Stimmt der Priesterweihe des (Hoch- und) Deutschmeisters (Bruder Ludwig Anton) zu, falls dieser den Bischof von Breslau (Bruder Franz Ludwig) überredet, im Notfall zu heiraten. – Bittet, den Domherrn Schallenberg nicht mehr zum armen Bischof von Augsburg (Bruder Alexander Sigismund) zu lassen, der sonst ganz von dem gottlosen Menschen verführt wird. – Dankt für den kaiserlichen Befehl, dass JWs Truppen mit Brot und Pferdefutter versorgt werden sollen; Markgraf Louis (von Baden) hat jedoch nichts erhalten und bittet dringend um eine direkt an ihn adressierte Anweisung. – Für Schwester Dorothea fällt JW nur sein Schwager, Prinz Gian Gastone von Toskana , als möglicher Heiratskandidat ein.